Sonntag, 31. Januar 2016

Dancing Lights

Ein Lebensziel vieler Menschen ist es, einmal im Leben die berühmten Polarlichter zu sehen. Mein Wunsch war das auch und in Tromsø wurde dieser Traum wahr.

Im Tourismusbüro buchten wir eine geführte Tour. Am Samstag ging es dann los. Unser Guide war ein Norweger namens Roy mit Rentierfellschuhen und schiefer Brille. Ein sehr sympatischer Typ, der seinen Beruf wirklich mag. Drei Stunden fuhr er mit uns herum, um irgendwo klaren Himmel zu finden. Schneefall, dichte Wolken und Nebel verunsicherten ihn zunehmend, so dass er einige Freunde aus den umliegenden Regionen anrief und nach dem Wetter dort fragte. Gegen 21 Uhr fanden wir  weit entfernt von Tromsø eine schöne Waldlichtung mit einem klaren Sternenhimmel. Die Kameras wurden auf den Stativen befestigt und richtig positioniert. Zum Glück hatte Daniela ihre Spiegelreflexkamera dabei. Mit dem I-Phone kann man die Nordlichter nämlich nicht fotografieren. In der Zwischenzeit hat Roy ein Lagerfeuer errichtet und Rentierfelle ausgelegt. In unseren Thermoanzügen konnten wir es uns darauf richtig gemütlich machen. Trotz superschönem, klarem Himmel waren noch immer keine Nordlichter zu sehen. Roy verpflegte uns inzwischen mit geräuchertem Lachs, Lammsalami und norwegischem Käse zum Aperitif. Danach kochte er Fischcake, Rentierwurst und Elchburger über dem Feuer. Diese norwegische Spezialitäten lohnen sich wirklich zu probieren.

Roy wollte, dass diese Tour für alle ein unvergessliches Erlebnis wird. Dies ist ihm definitiv gelungen! Auch wenn wir die Nordlichter nicht gesehen haben, hat sich diese Tour in die Natur Norwegens sehr gelohnt.

Enttäuscht waren wir über die Passivität der Polarlichter natürlich schon. Es war für uns klar, dass wir es in der Nacht auf Dienstag nochmals versuchen würden, dieses Naturspektakel live mitzuerleben. Daniela und ich machten uns wieder auf den Weg zum Tourismusbüro, buchten eine Tour und waren voller Hoffnung, dieses Mal die Nordlichter zu erhaschen. Eine Tour lohnt sich auf jeden Fall. Mit Bussen werden die Lichter der Stadt zurück gelassen und ohne Beleuchtung kommen die Polarlichter besser zur Geltung.

Beim zweiten Mal haben wir uns für eine einfachere Tour entschieden. Ohne norwegische Verpflegung, aber trotzdem mit Thermoausrüstung. Geir, unser Guide bezeichnete sich selber als nordlichtsüchtig. Er kannte sich sehr gut mit der Kameratechnik aus und gab Daniela gute Tipps. Es sind dann auch wunderschöne Bilder entstanden. Bei schwacher Aktivität kann man die Nordlichter als weisses, tanzendes Licht am Himmel beobachten. Je stärker die Aktivität, desto mehr nimmt die grüne Farbe zu. Von blossem Auge konnte ich weisse, tanzende Lichter erkennen.
Das menschliche Auge kann in der Dunkelheit nur schwarz oder weiss sehen. Eine Kameralinse ermöglicht es auch in Dunkelheit Farbe zu sehen. So erscheinen die Nordlichter auf den Bildern in einem schönen Grünton. Es war sehr eindrücklich dieses Naturschauspiel vor Ort zu erleben. Die Bewegungen der Lichter waren faszinierend. Ich hätte einfach die ganze Zeit auf dem Boden sitzen und in den Himmel schauen können, wäre da nicht die Kälte gewesen. Ab und zu musste ich wieder zurück in den Bus um mich etwas aufzuwärmen. Herrlich fand ich einen Franzosen, etwa Mitte 50, der überwältigt war und nicht mehr aufhören konnte: ,,Oh la la'' oder ,,Magnifique!'' zu rufen. Wunderschön und unvergesslich war dieses Erlebnis wirklich:




Sonntag, 24. Januar 2016

Campingerfahrung bei Minustemperaturen

Während unserem Aufenthalt in Tromsø war es durchschnittlich etwa minus 15 Grad Celsius. Nicht wirklich passende Temperaturen um in einer Cabin, das ist eine kleine Hütte, zu übernachten.

Schön sehen diese Hütten zwar aus, aber darin zu schlafen war nicht so gemütlich. Der Ofen heizte nicht richtig und eine Isolation war nicht vorhanden. Der Boden war immer eiskalt. Durch die Fenster zog es herein. Ich musste mich wie eine Raupe in die Decke einwickeln. Von unten her kam kalte Luft und wenn eine Körperstelle unbedeckt war, fror ich dort sofort. Zum Aufstehen musste ich mich jeweils richtig überwinden.
Ein weiterer Höhepunkt folgte danach unter der Dusche. Als ich meine Haare waschen wollte, war das Shampoo eingefroren und ich musste es zuerst lange unter das warme Wasser halten. In diesen 5 Tagen lernte ich warmes Wasser so richtig schätzen.
Die Toilettenanlagen waren eine Gehminute von unserer Hütte entfernt. Glücklicherweise gab es dort eine gute Heizung. Auf dem Weg dorthin hoffte ich immer einen Blick auf die Nordlichter zu erhaschen, aber aufgrund der schwachen Aktivität war dies nicht möglich.
Die Einrichtung in der Hütte war sehr spartanisch. Wir waren zu zweit und so konnten wir die Decken auf den oberen Betten als zusätzlichen Winterschutz gebrauchen. Das war wirklich gut!

Der Campingplatz war für Daniela und mich als Studentinnen eine willkommene und preiswerte Lösung. Im Sommer fände ich diese Unterkunft superschön. Im Winter ist sie vielleicht nicht ganz so geeignet. Zu dieser Jahreszeit ist Übernachten auf dem Campingplatz sicherlich viel abenteuerlicher als in einem Hotelzimmer.




Samstag, 23. Januar 2016

Bilder von Tromsø und Umgebung













Whale Watching

Um 8.00 Uhr morgens besammelte sich eine Gruppe von ca. 20 Touristen auf einem kleinen Boot namens Jaquelyne. Wir wurden von einem typisch norwegischen Fischer begrüsst. Er erzählte uns etwas über die Wale in der Umgebung von Tromsø und führte uns  die obligatorischen Sicherheitsinstruktionen vor. Direkt danach gingen wir alle an Deck, um nach den riesigen Meeressäugern Ausschau zu halten. Schon nach der Brücke von Tromsø ist es möglich Buckelwale im Fjord zu beobachten. Aufgrund der vielen Heringe zieht es diese Tiere und auch Killerwale in den letzten Jahren vermehrt in diese Region.

Wir hatten Glück und konnten mehrere Buckelwale beim Fressen an der Oberfläche, Springen, gemeinsamen Herumtollen sowie aus nächster Nähe vor dem Schiff tauchend beobachten. Es war sehr imposant. Die Tiere sind wirklich riesig und doch bewegen sie sich im Wasser mit einer gewissen Geschmeidigkeit.

Sobald Wale gesichtet werden, verlangsamt sich das Schiff und tuckert sehr langsam in die Richtung der Tiere. Wenn die Entfernung zum Tier ca. 60 Meter betrifft, wird der Motor ganz ausgeschaltet. Der Wille der Tiere soll respektiert werden. Manchmal schwimmen Tiere direkt ans Schiff heran und benutzen dieses als Futterhilfe, indem sie die Heringe dagegen drängen. An anderen Tagen entfernen sie sich und dann werden sie in Ruhe gelassen. Diese Einstellung finde ich sehr sympatisch.

Daniela war der 400. Gast auf der Jaquelyne. Sie durfte auf einem Foto mit dem Kapitän posieren und erhielt einen Hut als kleines Geschenk. Dies war für uns schon ein kleines, amüsantes Highlight.

Leider haben wir auf unserem Ausflug keine Killerwale gesehen, aber die beeindruckenden Buckelwale und die atemberaubende Landschaft haben dieses Erlebnis unvergesslich gemacht.














Anreise nach Tromsø

Am Freitag nach unserem Seminar machte ich mich mit Daniela (meine Mitbewohnerin aus Gersau) auf den Weg nach Tromsø. Schon auf der Fahrt zum Flughafen von Kristiansand lernten wir eine neue, norwegische Verhaltensweise dazu. Hier ist es nämlich so, dass die Leute an der Bushaltestelle den Arm heraushalten und deswegen der Bus anhält. Unwissend standen wir  an unserer Haltestelle und der Bus fuhr an uns vorbei... Lachend haben wir uns dann ein Taxi bestellt.

Um in den hohen Norden zu gelangen, mussten wir in Trondheim umsteigen. Der Aufenhalt in Trondheim sollte ursprünglich knapp eine Stunde dauern. Schlussendlich galt es drei Stunden zu überbrücken. Unser Anschlussflug hatte, aufgrund schlechten Wetterverhältnissen in Bergen, Verspätung. Mit dieser Art von Verspätung muss in Norwegen immer gerechnet werden,. Das Wetter ist nicht gut voraussehbar. Von der Fluggesellschaft erhielten wir Verpflegungsgutscheine. Glücklicherweise hatte Daniela ihr Tablet dabei und wir konnten einen Film schauen. Ein Kinoabend in Trondheim am Flughafen - nicht schlecht.

Durch die Wartezeiten kommt man schnell mit anderen Reisenden ins Gespräch. Daniela hat sich mit einem Italiener, der nur sehr gebrochen Englisch sprach, unterhalten. Er ist Autor eines Buches über Killerwale und nun verwirklicht er seinen Traum: Er wird mit Orcas zusammen schnorcheln. Lieber er als ich. Ich stelle mir besseres vor als im eiskalten Wasser mit Killerwalen herumzutollen. 

Gegen Mitternacht konnten wir dann endlich unsere Hütte auf dem Camping in Tromsø beziehen. Schnell versuchten wir zu schlafen, denn am nächsten Morgen hiess es: Whale Watching.


Montag, 11. Januar 2016

Fortbewegungsart Nummer 1

Heute habe ich mir Gummistiefel gekauft. Mir genügten zwei Tage, während denen ich mich mit nassen Socken durch Schneematsch quälen musste. Eigentlich habe ich gutes Schuhwerk mitgebracht. Dieses trage ich hier nahezu ununterbrochen. Doch bei diesem Dauerregen, dem vorgängigen Schnee und den langen Distanzen, die ich zurücklege, ist es kein Wunder, dass meine Schuhe nicht mehr ganz wasserdicht sind. Der Imprägnierspray meiner Mitbewohnerin wurde fleissig benutzt, doch auch er konnte den Umständen nicht trotzen. 
Nun unterwegs mit meinen Gummistiefeln fühle ich mich wirklich gut. Egal wohin ich trete, meine Füsse bleiben trocken. Diese Investition hat sich definitiv gelohnt. In den Stiefeln trage ich norwegische Wollsocken, so bleiben meine Füsse auch schön warm.

Hier im Norden ist gutes Schuhwerk unabdingbar, denn Laufen ist oft die einzige Möglichkeit an das gewollte Ziel zu kommen. Mein Weg zu Fuss zur Universität dauert ungefähr dreissig Minuten. Um ins Stadtzentrum zu gelangen, benötige ich etwa gleich lang. Klar gäbe es Busse. Diese zu benutzen ist aber fast umständlicher, weil ich mehrere Male umsteigen müsste. Zudem ist der ÖV auch teurer. Grundsätzlich bin ich ein Fan von Laufen, ausser bei nassen Füssen oder stürmischem Wetter. Glücklicherweise konnte ich eines von beidem ändern! Bei schlechtem Wetter hilft nur gute und wasserdichte Kleidung, eine optimistische Einstellung und danach ein warmer Tee zum Aufwärmen.

Den Norwegern macht Fortbewegung bei Schneefall und Sturm nicht viel aus. Selbst wenn die Strassen und Gehsteige mit Schnee bedeckt sind, sind sie noch mit ihren Velos unterwegs. Oft in einem Tempo, das ich bei diesen Verhältnissen für unangemessen halte.

Im Stadtzentrum habe ich schon Personen unterwegs mit Langlaufskis gesehen. Dies funktioniert ganz gut, weil die Trottoirs schneebedeckt sind. Norwegen macht seinem Ruf als Langlaufskidestination wirklich alle Ehre. Natürlich ist diese Fortbewegungsart praktisch und auch zeitsparend. Vom Stadtzentrum direkt auf die Loipe, dies würde wohl meinem Vater gefallen.

Ich freue mich auf jeden Fall jetzt schon auf den Frühling. Dann möchte ich mir ein Fahrrad mieten, damit ich mich effizienter bewegen kann. Aber für die nächsten zwei Monate heisst es wohl noch: Laufen, laufen und nochmals laufen.

Freitag, 8. Januar 2016

Preiswertes Norwegen?!

Seit gut einer Woche bin ich in das norwegische Alltagsleben eingetaucht. Es ist schon eine Gewöhnungssache alleine in einem anderen Land zu sein. Jedoch fühle ich mich hier nicht vollkommen fremd, denn vieles ist sehr ähnlich wie in der Schweiz.
Der Lebensstandart der norwegischen Bevölkerung ist ebenfalls hoch. Strassen und andere Infrastruktur sind bestens erhalten. Die Häuser gepflegt und alles scheint sauber zu sein. Dies war in Frankreich, während meinem dreimonatigen Aufenthalt vor zwei Jahren, definitiv anders.

Norwegen gilt als sehr teures Land. Die Schweiz ebenfalls. Als Schweizerin habe ich den Vorteil, dass ich das Ausland besuchen kann und die Lebenskosten praktisch überall kleiner sind. In Norwegen ist das leider nicht so... Ich bin trotzdem positiv überrascht. Nahrungsmittel, ÖV-Tickets, IKEA-Utensilien und Mode sind etwa gleich wie daheim. Manchmal sind schweizerische Preise sogar höher. Persönlich blieb also ein Preisschock aus. Im Gegensatz zu den anderen Austauschstudenten... Eine Studentin aus Polen hat mir erzählt, dass hier in Norwegen nur schon das Brot bis zu zehn Mal teurer ist, als in ihrem Heimatland! Vielen internationalen Studenten geht es ähnlich.

Bei der Preissituation hier in Norwegen kann man sich als Schweizerin, im Gegensatz zu anderen Nationalitäten, glücklich schätzen. So ist Norwegen für mich wirklich ein einigermassen preiswertes Land.


Erste Eindrücke